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Stadt der Frauen - Künstlerinnen in Wien von 1900 bis 1938

Stephanie Hollenstein

Unteres Belvedere

25. Jänner - 19. Mai 2019

Die sehr sehenswerte Ausstellung entspricht ganz dem heutigen Zeitgeist, in der Frauen gegen Männer ausgespielt werden, was dann in einer meist unnötigen Scheidung endet. Die Ausstellung zeigt, dass die Bilder der beiden Geschlechter im frühen 20. Jahrhundert sich in Qualität und Stil in nichts unterscheiden. Vorgestellt werden Werke von fast 60 Künstlerinnen, die meist nur einem kleinen Kreis bekannt sind und mit der Ausstellung einer breiten öffentlichkeit vorgestellt werden. Dass Männer von großer Intelligenz sich von der Gedankenwelt der Nationalsozialisten begeistern ließen, auch aus Karrieregründen, ist bekannt. In der der Ausstellung sind einige farbenprächtigen Werke der erfolgreichen Künstlerin Stephanie Hollenstein zu sehen. Sie wurde leider auch in diesen furchtbaren Bann gezogen.

Stephanie Hollenstein wurde 1886 in Lustenau in eine kinderreiche Bauernfamilie geboren. Am Hof half sie als Kuhhirtin mit. Das inspirierte sie zu den ersten Zeichnungen von Kühen. Die Bilder waren von so guter Qualität, dass sie 1904 ohne Aufnahmeprüfung in die Kunstgewerbeschule München aufgenommen wurde. Bald hatte sie ihre ersten Ausstellungen. 1914 brach der Erste Weltkrieg aus, Stephanie machte eine Sanitätskurs. Als "Stephan" schlich sie sich in die Armee ein. Doch es dauerte viele Monate bis sie aufflog. Die Armee erkannte ihr künstlerischen Können und schickte sie nun als offizielle Kriegsmalerin an die Front. So entstanden zahlreiche Werke, 87 davon befinden sich heute Heeresgeschichtlichen Museum. Sie wurde für ihre Arbeiten mit einem militärischen Orden ausgezeichnet.

Nach dem Krieg zog sie nach Wien. Ihre Werke wurden in der Wiener Secession und im Künstlerhaus gezeigt. 1926 war sie eine eine Mitbegründerin der Künstlerinnengruppe "Wiener Frauenkunst". Stephanie Hollenstein malte gerne dramatische Landschaften und Szenen. Sie begeisterte sich für den Nationalsozialismus und wurde Mitglied der NSDAP. Nach dem Anschluss österreichs an das Deutsche Reich stand sie der "Vereinigung Bildender Künstlerinnen der Reichsgaue der Ostmark" vor. Interessant ist, dass ihre Werke expressionistische Züge haben, was ja ansonsten meist als "entartete Kunst" verunglimpft wurde. Dass sie sich für einen angefeindete Künstler aus Vorarlberg einsetzte, dürfte die Verleihung des Titels "Professor" verhindert haben. Heute wissen wir auch, dass Stephanie eine Lesbe war. 1944 starb sie nach längerer Krankheit in Wien.

Berni, 2019-Jänner-25

Erstellt mit freundlicher Unterstützung durch www.geosolution.eu

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